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Lebertag - Durchmarsch der Fettleber-Erkrankung
(14.11.2022) Sie glauben, Sie haben sie nicht? Dass Sie keine Beschwerden haben, heißt überhaupt nichts. Die Leber ist robust und steckt vieles weg. Trotzdem kann sie unbemerkt Schaden nehmen. In Deutschland ist bereits heute ein Viertel aller Bürger über 40 Jahre von einer nicht auf Alkohol zurückführbaren Fettleber-Erkrankung betroffen!
„Besonders besorgt macht uns die Tatsache, dass sich in Deutschland inzwischen bei jedem dritten übergewichtigen Kind eine Verfettung der Leber nachweisen lässt“, mahnt der Leberexperte der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte, Prof. Dr. Wolf Peter Hofmann, anlässlich des diesjährigen Lebertages „Das müsste nicht so sein, denn die wesentlichen Gründe sind bekannt: ungesunde Ernährung gepaart mit Bewegungsmangel.“
Der Berufsverbandsvorsitzende Dr. Ulrich Tappe warnt: „Mit der nicht-alkoholischen Fettleber-Erkrankung rollt eine Welle von Folge- und Begleiterkrankungen auf uns zu, die das Gesundheitswesen schon sehr bald erheblich belasten wird. In erster Linie werden Hausärzte und niedergelassene Magen-Darm-Ärzte die Versorgung der betroffenen Menschen übernehmen müssen. Dafür benötigen wir Praxen, die gut aufgestellt sind und wirtschaftlich auf festen Beinen stehen.“
Mit Sorge sieht der Berufsverband, dass die Politik gerade aktuell wieder dazu neigt, vor dem Hintergrund finanzieller Engpässe bei Umschichtungen im Gesundheitswesen den Blick vor allem auf die Krankhäuser zu richten und zu Lasten der vertragsärztlichen Versorgung Gelder umzuverteilen. „Bei aller Wichtigkeit der stationären Akutversorgung wird dabei immer gerne übersehen, dass die niedergelassenen Ärzte die Hauptlast der Versorgung von Patienten mit chronischen Volksleiden stemmen“, betont Dr. Tappe. „Ohne Praxen würden die meisten Patienten unbehandelt bleiben.“
Chronisch entzündliche Darmerkrankung: Kein Grund nicht zu impfen!
Bedenken von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED), die Corona-Impfung könne einen akuten Krankheitsschub auslösen, werden durch aktuelle Untersuchungen nicht bestätigt. "Es bsteht kein Zweifel, dass auch diese Patienten von der Impfung profitieren und im Fall der Infektion, ebenso wie andere Menschen, vor schweren Verläufen geschützt sind", sagt der Darmexperte der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte, Dr. Ulrich Tappe.
(07.02.22) Am Anfang der Pandemie war die Verunsicherung bei Ärzten und Patienten sowohl im Hinblick auf eine besondere Anfälligkeit als auch in Bezug auf die Verträglichkeit einer Impfung groß. Schnell war klar, dass eine immunsupressive Therapie unter Berücksichtigung individueller Umstände weitergeführt werden kann. Sehr bald nach der Einführung der Impfstoffe konnten die Magen-Darm-Ärzte ihren CED-Patienten auch für sie geeignete Impfungen anbieten. Dennoch blieben oft Sorgen, ob die Impfung den Krankheitsverlauf negativ beeinflusst.
Eine jetzt veröffentlichte Studie hat keinerlei Anhaltspunkte dafür ergeben, dass vermehrte Krankheitsschübe auftreten. Die Patienten haben weder von zusätzlichen oder verstärkten Beschwerden berichtet noch sind sie häufiger als geplant in die Praxis gekommen. "Es gibt auch für CED-Patienten keinen Grund, bei der Impfung gegen Corona zu zögern", betont Dr. Tappe.
Neue Leitlinie gibt Empfehlungen für Diagnostik und Therapie bei einer Divertikel-Erkrankung
„Anhaltende Unterbauchschmerzen, insbesondere wenn sie mit Blähungen und Verstopfungen einhergehen, sind ein zwingender Grund, sich beim Hausarzt vorzustellen“, erklärt Dr. Ulrich Tappe vom Berufsverband der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte. Der Hausarzt kann am besten beurteilen, ob eine genauere Untersuchung erforderlich ist. Er überweist zum Magen-Darm-Arzt, der die Diagnose stellt und individuell über geeignete Maßnahmen berät. Nur in schweren akuten Fällen führt der Weg direkt ins Krankenhaus.
Der Darm ist ein Hochleistungsorgan, das ein Leben lang massiv beansprucht wird. Da ist es nicht verwunderlich, dass er mit zunehmendem Alter Schwachstellen aufweist. Divertikel sind nach außen gerichtete Beulen in der Darmwand. Sie sind in aller Regel harmlos und weit verbreitet. Schon bei unter 50-Jährigen sind mehr als zehn Prozent der Menschen in Deutschland betroffen, bei 50- bis 70-Jährigen hat bereits jeder Dritte Divertikel und in der Altersklasse über 70 Jahre mindestens jeder Zweite.
Problematisch wird es, wenn sich Divertikel entzünden. Bei komplizieten Verläufen besteht die Gefahr eines Darmdurchbruchs. Umweltfaktoren, genetische Veranlagung und Lebensstil haben Einfluss auf das Erkrankungsrisiko. Ausgeglichene Ernährung, Gewichtskontrolle und Bewegung helfen, Probleme zu vermeiden. Die Behandlung einer Divertikel-Entzündung reicht von konservativen Maßnahmen bei der Ernährung über Antibiotika-Therapie bis hin zu operativen Eingriffen bei schweren Verläufen.
Die medizinischen Fachgesellschaften haben im November neue Leitlinie zur Divertikelkrankheit veröffentlicht. Die Diagnose wird über die Bestimmung der Entzündungswerte im Blut und mit Hilfe einer hochauflösenden Ultraschalluntersuchung gestellt. Die Leitlinie empfiehlt darüber hinaus sechs bis acht Wochen nach einer konservativen Therapie eine Darmspiegelung. "Damit die Entzündung der Divertikeln nicht zu einer lebensbedrohlichen Situation führt, sollten Entzündungen möglichst rechtzeitig behandelt bzw. eingedämmt werden", betont Dr. Tappe.
Darmkrebs-Vorsorge: Männer erkranken viel häufiger als Frauen
"Männer erkranken gut anderthalb mal häufiger an Darmkrebs als Frauen", erklärt die Sprecherin der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte, Priv.-Doz. Dr. Katja Klugewitz. "Wir wissen, dass gut die Hälfte des höheren Krebserkrankungsrisikos bekannten Faktoren wie Lebensstil und Ernährung geschuldet ist. Da kann jeder für sich etwas tun. Aber die Ursachen für die andere Hälfte des erhöhten Risikos sind nicht bekannt. Ein Argument mehr für die Männer, die Vorsorgeangebote unbedingt zu nutzen."
Die Zahlen sind das Ergebnis einer Studie, die Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg gerade veröffentlicht haben. Ihren Angaben zufolge liegt die jährliche altersstandardisierte Neuerkrankungsrate für Darmkrebs in Deutschland für Frauen bei 21,8 pro Hunderttausend und für Männer bei 30,4 pro Hunderttausend. Beide Raten liegen über dem weltweiten Durchschnitt. Der Unterschied zwischen Männern und Frauen fällt bezogen auf die Entdeckung fortgeschrittener Krebsvorstufen sogar noch deutlicher aus. "Die Hormone sind ein Schutzfaktor bei Frauen. Nicht rauchen, viel bewegen und geringer Fleischverzehr sind bekannte Vorbeugemaßnahmen, von denen auch Männer profitieren", sagt Dr. Klugewitz. "Aber das erklärt nicht das ganze Risiko, das jeder trägt. Das gesetzliche Programm zur Darmkrebsvorsorge ist ein kostenfreies Angebot, das die Erkrankungsgefahr ganz erheblich reduziert. Damit konnte bei Hundertausenden von Menschen in Deutschland in den vergangenen zwanzig Jahren Darmkrebs verhindert werden." In Deutschland sind die niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte für die Vorsorge-Darmspiegelungen zuständig. Kontrollierte Qualitäts- und Hygienestandards sorgen dafür, dass die Untersuchung sorgfältig und auch unter Corona-Bedingungen sicher durchgeführt wird. Potenzielle Krebsvorstufen wie Polypen, die mit zunehmendem Alter sehr häufig im Darm vorkommen, werden im Zuge der endoskopischen Inspektion gleich entfernt. Einen Magen-Darm-Arzt in ihrer Nähe finden Sie über das Patientenportal des Berufsverbandes: www.magen-darm-aerzte.de.
Darmkrebsvorsorge unter Corona-Bedingungen
Die Darmkrebsvorsorge in Deutschland ist eine allgemein anerkannte Erfolgsgeschichte. Dennoch bläst ihr zurzeit von allen Seiten der Wind ins Gesicht. Corona verschärft die Lage. In einer online-Talk-Runde haben Experten und prominente Unterstützer aus Politik und Gesellschaft eindringlich darauf hingewiesen, dass Vorsorge auch in Krisenzeiten unverzichtbar ist und ohne erhöhte gesundheitliche Risiken in Anspruch genommen werden kann und sollte.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn appellierte gleich zu Beginn der Veranstaltung unter Verweis auf die 26.000 Frauen und 32.000 Männer, die jedes Jahr in Deutschland an Darmkrebs erkranken, an die Zuhörer: "Nutzen Sie die Früherkennungsangebote, tun Sie es für sich, tun sie es für uns alle." Im Gespräch mit dem ehemaligen Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr mahnte Dr. Albert Beyer vom Berufsverband der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte, mehr für die Darmkrebsvorsorge zu tun, und verwies auf die 180.000 Darmkrebs-Fälle, die in den ersten zehn Jahren des Screening-Programms verhindert worden sind. Ex-Minister Bahr pflichtete ihm uneingeschränkt bei: "Die Zahlen sind beeindruckend und sollten ermutigen, wieder Gas zu geben."
Wie nötig solche Appelle zurzeit sind, machte Prof. Dr. Jürgen Riemann von der Stiftung Lebensblicke deutlich: "Corona hat zu einem Rückgang bei Darmspiegelungen um bis zu 40 Prozent geführt." Er befürchtet, dass wir auch in Deutschland mit einigen Hundert zusätzlichen Darmkrebs-Toten pro Jahr rechnen müssen. Trotz des motivierenden Effektes durch das neu eingeführte Einladungsverfahren, warnt er, dass die Anfang des Jahres ergangenen Beschlüsse zur drastischen Verkürzung der Untersuchungszeit bei Darmspiegelungen sowie die gleichzeitige Absenkung der Erlöse für die untersuchenden Ärzte alle Appelle zur Vorsorge konterkarieren. Riemann: "Die Koloskopie ist eine Leistung, die sorgfältig und qualitätsbewusst erbracht werden muss. Eine Zeitverkürzung führt genau zum Gegenteil."
Claudia Liane Neumann von der Initiative junge Menschen mit Darmkrebs betonte, wie wichtig es für sie sei, dass sich der Arzt Zeit nimmt: "Ich möchte genau wissen, was ich wann wieso tun muss, dass ich die Gründe dafür kenne, und zur Untersuchung ist mir wichtig, dass die Zeit dafür da ist, genau zu inspizieren und dass es keine Husch-husch-Untersuchung wird." Hygiene-Managerin Christine Hofer berichtete von den großen Anstrengungen, die Praxen unter höchsten Sicherheitsstandards unternehmen. Ihren Worten zufolge haben die niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte im Frühjahr sehr schnell reagiert und Empfehlungen für Maßnahmen im Umgang mit Corona erarbeitet. Sie zeigte sich überzeugt, dass die Magen-Darm-Ärzte gut auf die "zweite Welle" vorbereitet sind und niemand Angst haben muss, sich untersuchen zu lassen.